Frauenräume und die Aneignung des öffentlichen Raumes waren zentrale Themen der Frauenbewegung nach 1968. Jahrhundertelang wurden Frauen in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, sie wurden dem privaten Raum zugeordnet, während Männer die Repräsentation der Familie in der Gesellschaft übernahmen. Aktivistinnen der Neuen Frauenbewegung forderten die weibliche Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes – durch das Stimm- und Wahlrecht, durch verschiedenste Auftritte aber auch durch einen Frauentisch in der Reitschule in Bern.

Sich in bestimmten Räumen und zu gewissen Zeitpunkten ausschliesslich mit Frauen zu treffen, wurde von vielen Akteurinnen als äusserst neu und interessant beschrieben. Dadurch, dass keine Männer anwesend waren, änderten sich die Themen, die besprochen wurden, die Fragen, die gestellt wurden und die Lösungsansätze, die angeboten wurden. Im Interviewausschnitt rechts erinnert sich Ursula Brunner, die sich Jahrzehntelang für einen fairen globalen Handel eingesetzt und damit oft in einem männerdominierten Umfeld agiert hat, an eine Veranstaltung nur mit Frauen.

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Ursula Brunner


Der Ausschluss von Männern

Der Ausschluss von Männern war ein ausführlich diskutiertes Thema in der Schweizer Frauenbewegung, aber auch im gesamten deutschsprachigen und englischsprachigen Raum. Vorherrschend waren zwei Meinungen, die sich gegenüberstanden: Auf der einen Seite positionierten sich Aktivistinnen, die sich für einen Raum einsetzten, der Frauen vorbehalten sein sollte. So konnten diese untereinander diskutieren, sich über Themen austauschen und miteinander arbeiten. Die Begründung lag unter anderem darin, dass sich durch die Präsenz von Männern bestimmte Themen, Diskussionen und Abläufe veränderten. Auf der anderen Seite standen Frauen, welche die Meinung vertraten, dass ein Ausschluss grundsätzlich nicht gerechtfertigt sei.




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Monika Dillier

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Claudia Kaufmann


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Muda Mathis

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Ursula Streckeisen


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Monika Dillier

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Monika Dillier


Vom 17.7. bis zum 14.8.1981 fand im Basler „Frauenzimmer“ die Ausstellung „Frauen, Körper, Pornographie“ statt. Während eines Monats wurden die Werke von Miriam Cahn, Anna Barbara Wiesendanger, Monika Dillier, Heidi Fischer und Marianne Kirchhofer gezeigt. Neben Bildern, die sich mit der Darstellung des weiblichen Körpers befassten, flossen auch aktuelle Abbildungen von Frauen in der Pornoindustrie in die Ausstellung ein. Da das Basler Frauenzimmer nur für Frauen geöffnet war und die Ausstellung dort stattfand, konnten Männer die Veranstaltung nicht besuchen. Miriam Cahn und Anna Barbara Wiesendanger, die mit Anderen die Ausstellung konzipiert hatten und ihre Werke präsentierten, erzählen von den Reaktionen.



Und was sagten die Männer dazu?

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Miriam Cahn

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Guido Nussbaum

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Anna Barbara Wiesendanger

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Peter Sigerist


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Annemarie Pfister

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Anne-Christine Kasser-Sauvin


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Irene Candinas

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Anne-Christine Kasser-Sauvin


Die Frauenbuchläden

Ein Ausdruck der Neuen Frauenbewegung, war die Forderung nach frauenspezifischen Räumen – und zwar nicht nur auf einer physischen Ebene, sondern auch im übertragenen Sinne. Frauenbuchläden boten beides an: Einerseits stellten sie einen Raum zur Verfügung, wo Frauen sich zurückziehen, austauschen und weiterbilden konnten. Andererseits boten sie der Literatur von und für Frauen eine Plattform, wo feministische Ideen produziert und diskutiert werden konnten.

In den 1970er Jahren entstanden überall in der Schweiz frauenspezifische Räume und auch die Frauenbuchläden traten in dieser Zeit aufs Parkett: Der erste Frauenbuchladen in der Schweiz wurde im August 1974 von Annemarie Pfister in Basel eröffnet und besteht bis heute. Zwei Jahre später folgte die Gründung des ersten genossenschaftlichen Frauenbuchladens in Zürich. 1978 erhielt auch Bern dank der Initiative von Irene Candinas einen Frauenbuchladen. In mehreren Schweizer Städten entstanden so über Jahre zentrale Anlaufstellen der feministischen Szene.


Frauenraum Reitschule

Auch ein Teil der Feministinnen aus der Berner Bewegung erhoffte sich von der 1987 erkämpften Reitschule die Realisierung eines Freiraums für Frauen. Mit dem autonomen Raum verknüpften sie die Erwartung, dass Frauen dort in selbstbestimmter Form, die sich von den sonst angetroffenen Gesellschaftsrealitäten abhebt, zusammenleben könnten. Ein zentrales Anliegen der Frauen war hierbei, eine Gleichberechtigung unter den Geschlechtern und ein antisexistisches Klima innerhalb der Reitschule zu erreichen.

Mit dem Wunsch, an einem Abend im Monat eine Disco zu veranstalten, die nur für Frauen zugänglich war, stiess die FrauenAG zunächst auf Unverständnis. Jedoch gelang es ihnen, ihre Bedürfnisse durchzusetzen, so dass ab 1988 regelmässig Frauendiscos im Dachstock stattfanden. 1993 erkämpfte sich die FrauenAG einen eigenen Veranstaltungsraum – den Frauenraum.

www.frauenraum.ch


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Christine Sieber

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Laura Rossi


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Christine Sieber

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Laura Rossi